Dr. Andreas Ladner
Institut für Politikwissenschaft der
Universität Bern
1.Einleitung
2.Theoretische
Grundlagen
3.Organisation
der Schweizer Bundesratsparteien
3.1Struktur der Schweizer Parteien
3.2Struktur auf nationaler Ebene
3.3Stellung der Frauen in den Schweizer Parteiorganisationen
3.4Wandel der Parteiorganisationen
4.Schlussfolgerungen
5.Literaturverzeichnis
1.Einleitung
Das Thema Parteiorganisationen ist ein sehr interessantes,
aber auch sehr breites Thema. Für diese Seminararbeit war deshalb eine
Begrenzung erforderlich. Ich habe entschieden, mich auf die parteiinterne
Organisation zu konzentrieren. Die externen Beziehungen der Parteien mit dem
System sowie zwischen der verschiedene Akteuren werden nicht in Betracht genommen.
Es ist vorwiegend die Organisation der Schweizer Bundesratsparteien, die in
dieser Arbeit betrachtet wird.
Zunächst soll der theoretische Hintergrund
erläutert werden. Dabei werden verschiedene Theorien der Parteiorganisation
diskutiert. Dann wird in Kapitel 3 auf die Organisation und die Struktur der
Schweizer Bundesparteien eingegangen. Unter « Organisation » wird
in dieser Arbeit ein ganz allgemeiner Begriff verstanden, « Struktur
» wird in einem konkreteren Sinn verwendet. Zuerst wird die Struktur
der Parteien im föderalistischen Aufbau der Parteien erläutert,
dann präsizer auf nationaler Ebene. Die Statuten der Bundesparteien waren
die Quelle der Informationen dieses Abschnittes. Es besteht hier eine gewisse
Gefahr, dass sie nicht voll der Realität entsprechen. Dann wird ein Abschnitt
der Stellung der Frauen in den Parteiorganisationen gewidmet. Schlussendlich
wird auch der Wandel der Parteiorganisationen thematisiert.
Die Aspekte der Finanzierung und der innerparteilichen
Demokratie werden nicht berücksichtigt, da sie Thema anderer Arbeiten
im Rahmen dieses Seminars sind.
2. Theoretische Grundlagen
Die Parteiforschung ist ein sehr erforschter Bereich.
Während es viele Studien über die Parteien und ihre Wähler,
Partei im politischen System gibt, beklagt sich Mair (1994) über die
Grenzen der Forschung von Parteiorganisationen und ihrer Entwicklung.
Anfangs des Jahrhundert haben Michels und Ostrogorski
in diesem Bereich Pionier-Arbeit geleistet. Michels hat sich mit der Frage
beschäftigt, wie sich organisationelle Ziele im Verhältnis zu inhaltlichen
Anliegen verhalten und entwickeln. Es erschien ihm ein Widerspruch, dass bei
den demokratischen Sozialisten das « Gesetz der Oligarchie » sich
bewahreiten konnte. Nach Michels, wenn die Massen bestimmen, brauchen Parteien
eine Organisation und Führung und es zeigt sich eine Tendenz zur Oligarchie.
Die Parteispitze versucht dann die Massen zu bestimmen, anstatt die demokratische
Willensbildung zu verwirklichen. Die Massen unterstellen sich dem Führer,
den sie verehren. Die Existenz eines Führers bewirkt, dass Massen nicht
mehr politisch selbständig denken, sondern sich den Ideen des Führers
unterwerfen. Michels hat mit seiner Theorie ein Grundgesetz für das Verständnis
der Organisation der politischen Parteien aufgestellt.
Gegenmodelle zu Michels wurden entwickelt. Barnes (1967)
beobachtete, dass die Oligarchie durch eine dezentrale Struktur mit autonomen
Kommunikationskanälen begrenzt werden kann. Eldersveld (1964) entwickelte
ein Stratarchie-Modell mit sich gegenseitig kontrollierenden Parteiführungsgruppen.
Mintzel (1985) zeigte, dass der parteiinterne Pluralismus die Macht der Parteispitze
beschränken konnte.[1]
Kirchheimer (1965) hat verschiedene Ausprägungsformen
von politischen Parteien, die je einer Zeitepoche angehören beschrieben.
Bis 1920 waren die Parteien vorwiegend « parlamentarische Clubs
» im Sinne von Kader- oder Eliteparteien. Zwischen 1920 und 1960 entstanden
neu die « Massenintegrationsparteien », die die Teilnahme
der Massen im politischen System fördern. Kirchheimer sieht dann eine
grundlegende Transformation der westeuropäischen Parteiformen. Bedingt
durch strukturellen und kulturellen Wandel, verlieren die traditionellen Ideologien
an Bedeutung. Mit noch dazu der Entwicklung der Massenmedien verwandeln sich
die Parteien in « catch-all parties ». Sie sind ideologisch
ärmer als die Massenparteien, und die Komposition ihrer Wählerschaft
ist heterogener geworden. Dies führt zu einer Annäherung der verschiedenen
Parteitypen und auch zu einer Verringerung der Zahl der Parteien.
Panebianco (1988) argumentiert dann, dass die Massenpartein
schwächer werdeb und durch die « electoral-professional party
» ersetzt werden. Diese fühlen sich nicht den grossen Ideologien
oder einem Segment der Bevölkerung verpflichtet, sondern haben als erstes
Ziel, Wählerstimmen und Mandate zu gewinnen.
Katz/Mair (1993) entwickeln die Idee, dass es nicht mehr
reicht, zwischen « the party in government » und « the party
in the electorate », oder zwischen « the parliamentary party »
und « the extra-parliamentary party » zu unterscheiden. Sie entwickeln
ein Modell der Parteiorganisation mit « three faces ». Es gibt
« the party in public office »: sie wird von den Mandatsträgern
dominiert, die in der Regel die Wiederwahl anstreben und zu Kompromiss bereit
sind. « The party on the ground » ist die Partei in ihrer
Zusammensetzung von Mitgliedern, die eine wichtige Ressource sein kann, aber
auch Anforderungen an die Parteispitze hat. Die Parteien sind professionell
geführte Organisationen mit Eigenschaften von Unternehmungen; dieser
Aspekt der Organisation der Parteien wird von Katz/Mair « the party
in central office » genannt.
Mair (1994) weist darauf hin, dass die Mitglieder eine
paradoxe Rolle haben. Einerseits braucht die Partei ihre Mitglieder für
organisationelle und politische Zwecke. Andererseits wird die Parteielite
immer stärker und autonomer. Er kommt zum Schluss, dass eigentlich kein
« Face » der Parteiorganisation wichtiger geworden ist, sondern
dass sie untereinander unabhängiger geworden sind. Die Struktur ist mehr
« stratarchical » als hierachisch.Er
spricht eher von Veränderung und Anpassung der Parteien als vom Untergang.
Katz/Mair (1995) sprechen dann von der « Emergence
of the Cartel Party ». Dieser Parteitypus ist nah beim Staat. Er ist
ein Agent des Staates,hat Zugang zu
den staatlichen Medien und erhält Subventionen vom Staat. Die Mitglieder
werden eher wie einzelne Individuum als wie ein organisierter Körper
betrachtet.
Zusammenfassend können folgende Entwicklungen beobachtet
werden. Die Theorie über die Parteiorganisationen wurde anfangs des Jahrhunderts
von der Oligarchie-These von Michels dominiert. In den 60er Jahren hat Kirchheimer
eine sehr ausführliche und relevante Analyse über den Wandel der
Parteiformen vorgenommen. Heutzutage hat die These der « Cartel party
» ein grosses Echos in der wissenschaftliche Diskussion.
3. Organisation der Schweizer Bundesratsparteien
Die Schweizer Parteien besitzen
eine schwache Stellung im politischen System. Verschiedene Gründe werden
dafür angeführt. Die Parteien sind sehr heterogen aufgebaut und
wenig professionalisiert. Es fehlt den Parteien auch eine formale Anerkennung
vom Staat, und ihre finanziellen Ressourcen sind beschränkt. Diese Elemente
führen dazu, dass die Schweizer Parteien weniger gut organisiert sind
im Vergleich zu anderen Organisationen wie z.B. den Interessenverbänden.
3.1 Struktur der Schweizer Parteien[2]
Im folgenden soll auf die strukturellen Charakteristiken der Schweizer Parteien eingegangen werden. Konkret wird die Aufgliederung, die Mitgliederstruktur und der Professionalisierungsgrad der Parteien näher betrachtet.
Aufgliederung
Wie der Staat Schweiz verfügen die Schweizer Parteien
über einen föderalistischen Aufbau. Sie sind dezentral auf kantonaler
Ebene organisiert. Jede Kantonalpartei verfügt über einen grossen
Entscheidungsraum und ist sehr unabhängig von der nationalen Mutterpartei.
Die Parteien sind somit sehr heterogen. Das führt zu grossen Unterschieden
zwischen den Kantonen. Ein Beispiel dafür ist die unterschiedliche Parolenfassung
der Kantonalparteien bei den eidgenössischen Abstimmungen. Es gibt nicht
ein Schweizer Parteiensystem sondern 26 Parteiensysteme. Diese dezentralisierte
Organisation führt einerseits zu einem sehr grossen Koordinationsaufwand,
aber anderseits erlaubt sie auch eine grössere Flexibilität im Umgang
mit den regionalen Gegebenheiten. Damit werden die kulturellen Unterschiede
der Schweiz besser berücksichtigt.
Die Parteien sind weiter in Bezirks-, Orts- und Stadtparteien
untergliedert. Es ist wichtig für eine Partei, auf allen Ebenen organisiert
zu sein. So kann sie näher zu den Bürgern und Mitgliedern sein.
Gemäss den Erhebungen von Ladner/Brändle (1999)
gibt es rund 180 Kantonalparteien. Die Regierungsparteien sind in 81
Kantonalparteien gegliedert, die wieder in 62 regionale, 600 Bezirksparteien,
knapp 4000 Ortsparteien und rund 159 Stadtkreisparteienuntergliedert
werden. (vgl. Tabelle 1).
Tabelle
1: Untergliederung der Kantonalparteien in absoluten Zahlen
Quelle: Ladner/Brändle (1999)
Da sich nicht alle Parteien an der Befragung beteiligt
haben, ist die Zahl der Lokalparteien noch höher als die hier angeführten
4300. Insgesamt sprechen Ladner/Brändle von rund 5000 Lokalparteien.
Mit 80 Prozent stellen die vier Regierungsparteien den grössten Anteil
an Lokalparteien.
Mitgliederstruktur
In der Schweiz wurde das Mitgliederprinzip relativ
spät eingeführt, und ist heute noch nicht klar definiert, besonders
bei den bürgerlichen Parteien. Die Idee des Mitgliederprinzips ist ein
Zentralregister, wo alle Mitglieder eingeschrieben sind. Bei den bürgerlichen
Partein gibt es ein Sympatisantenbegriff, was eine genaue Abgrenzung zwischen
Mitglied und nicht-Mitglied erschwert.
In den letzten Jahren hat die Zahl der Parteimitglieder
eher abgenommen. Nach den Erhebungen von Longchamp (1994) hat sich in der
Zeit von 1983 bis 1994 der Anteil Mitglieder unter den Wahlberechtigten von
18 auf 12 Prozent zurückgebildet. In absoluten Zahlen aber konnte der
Zuwachs bei den weiblichen Mitgliedern den Rückgang bei den Männer
zum Teil kompensieren. Laut den Erhebungen von Ladner/Brändle liegt zur
Zeit bei einem restriktiven Mitgliederbegriff der Parteimitgliederanteil bei
7 Prozent. Die Schweiz liegt im internationalen Vergleich im Mittelfeld.
In der Schweiz gibt es insgesamt 300'000 Parteimitglieder.
Die stärkste Partei ist die FDP mit etwa 90'000 Mitgliedern, gefolgt
von der CVP und der SVP. Mit etwa 40'000 Mitglieder ist die SP die kleinste
Regierungspartei. Diese tiefe Zahl im Vergleich zum Wähleranteil bei
den Wahlen kann dadurch erklärt werden, dass ein grösseres Engagement
der SP-Mitglieder verlangt wird.
Tabelle 2: Mitgliederzahlen
der Schweizer Bundesratsparteien
(Grafik fehlt)
Quelle: Ladner (1999)
Professionalisierungsgrad
In der Schweiz werden politische Ämter traditionellerweise
ehrenamtlich ausgeübt. Seit den 60er Jahren haben sich aber die Parteien
immer mehr professionalisiert. Professionalisierung wird hier nach der Anzahl
Vollzeitstellen in National- und Kantonalparteien gemessen.Dies betrifft hauptsächlich
die vier Regierungsparteien. Den kleinen Parteien fehlen dazu die finanziellen
Mittel. Die Parteien verfügen zur Zeit über etwa 90 Vollzeitstellen
in den Kantonen und gegen 40 bei den nationalen Parteiorganisationen. Über
eine professionalisierte Struktur verfügen 89 Kantonalparteien.
Die Zahl der kantonalen Stellen hat sich seit den siebziger
Jahren mehr als verdoppelt. Im internationalen Vergleich liegt aber die Schweizer
Entwicklung unter dem Durchschnitt. Wenn die Professionalisierung zwischen
1960 und 1990 stark zugenommen hat, ist während den 90er Jahren eher
eine Stagnation oder sogar ein Abbau zu verzeichnen.
Tabelle 3: Vollzeitstellen
der Schweizer Parteien[3]
Quelle: Nach
Ladner (1999)**
Angaben fehlen
Am meisten professionalisiert ist die FDP, gefolgt von
der SP und CVP. Die SVP ist die am wenigsten professionalisierte Partei. Es
ist bemerkenswert, dass die Partei rund die Hälfte ihrer Stellen auf
nationaler Ebene organisiert hat. Die SVP ist somit die Partei, die relativ
am professionaliertesten auf Schweizer Ebene ist. Die CVP wird zu 40 Prozent
auf nationaler Ebene professionell geführt. Die FDP und die SP weisen
eine stark föderalistische Struktur auf, was sich in einer Professionalisierung
von nur 25 Prozent der Stellen auf nationaler Ebene ausdrückt. Diese
zwei Parteien sind in allen Kantone gut vertreten, was die grossen finanziellen
Mittel auf dieser Ebene erklärt. Dagegen gibt es eine Konzentration der
SVP und der CVP auf gewisse Kantone, was erklärt, dass sie weniger Mittel
auf kantonaler Ebene einsetzen.
Wenn alle Parteien betrachtet werden, ergibt sich ein
Bild von einer 30 Prozent Professionalisierung auf nationaler Ebene. Die Parteien
weisen damit 70 Prozent der Vollzeitstellen auf kantonaler Ebene auf. Die
grossen eingesetzten Personellen Ressourcen auf kantonaler Ebene zeigen die
Wichtigkeit der Kantonalparteien. Dies wiederum festigt die allgemein föderalistische
Struktur der Schweizer Parteien.
Tabelle 4: Kantonalparteien
mit der stärksten Professionalisierung
(Grafik fehlt)
Quelle:Landner/Brändle
(1999)
Die FDP Zürich ist die professionalisierteste Kantonalpartei,
gefolgt von der SP Bern und der SP Zürich. Mit 2,5 Vollzeitstellen in
Waadtland und Genf, ist die kleine Partei LPS noch ziemlich stark professionalisiert.
Die LPS ist in diesen Kantonen politisch stark, sie ist Regierungspartei.
Von den 180 Schweizer Kantonalparteien verfügen
etwa die Hälfte über professionelle Ressourcen. Die Professionalisierung
beschränkt sich meist auf administrative Arbeit. Von professionell organisierten
Parteien in der Schweiz kann somit noch keine Rede sein. Sie werden organisatorisch
gesehen immer noch stark nach dem Milizprinzip geführt.
3.2
Struktur auf nationaler Ebene[4]
In dem föderalistischen Staat Schweiz sind die nationalen
Parteien nicht so wichtig wie die Kantonalparteien. Es kommt vor, dass die
nationalen Parteien nur als Dachorganisationen ihrer kantonalen Sektionen
bezeichnet werden.
Die Schweizer Parteien sind rechtlich im Zivilgesetzbuch
als Vereine bezeichnet. Zweck, Mittel und Organisation sind in den Statuten
geregelt. Im folgenden wird etwas ausführlicher auf die formelle Organisation
der Bundesratsparteien eingegangen.
Die vier Regierungsparteien weisen mehr oder weniger
eine ähnliche formelle Organisation auf. Die SP und die SVP sind auf
vier Stufen und die CVP und die FDP auf drei Stufen organisiert. Anhand der
jeweiligen Statuten wird das folgende Organigramm ermittelt.
Organigramm der Schweizer
Regierungsparteien
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Oberstes
Organ: Delegiertenversammlung (FDP, CVP, SVP) Parteitag (SP) Zwischen
380-600 Delegierte |
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Parteivorstand
(CVP, SP) Zentralvorstand
(SVP) Delegiertenrat
(FDP) Zwischen
36-125 Mitglieder |
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Fraktion der eidgenössischen
Räte |
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kommissionen |
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Geschäftsleitung
( FDP, SP) Parteipräsidium
(CVP) Leitender
Ausschuss (SVP) Zwischen
9-23 Mitglieder |
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Vorstand der Fraktion |
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Parteipräsidium
(SVP) Büro
der GL (SP) 3
und 4 Mitglieder |
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(ausser
der SVP) |
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Die « erste Stufe » ist das oberste
Organ der Parteien und zahlenmässig auch das grösste. Hier besteht
die SVP aus rund 615 Delegierten, die CVP aus 488, die SP aus 400 und die
FDP aus deren 380.[5]
Der grösste Teil davon sind Delegierte der Kantonalparteien. Die Zahl
der Vertreter eines Kantons hängt je nach dem vom Wähleranteil (FDP,
SVP und CVP) oder von der Mitgliederzahl (SP und CVP) der Kantonalparteien
ab. Die Fraktionen in der Bundesversammlung und die Vertreter nahestehender
Organisationen (FDP und CVP) nehmen auch an der Delegiertenversammlung/dem
Parteitag teil. Sie tagt bei der FDP, CVP und SP einmal pro Jahr. Bei der
SVP findet sie « in der Regel vor eidgenössischen Volksabstimmungen
» statt; dazu gibt es noch alle vier Jahre, im letzten Legislaturjahr,
eine zusätzliche Delegiertenversammlung (Programmparteitag). In den Aufgabenkreis
fallen insbesondere die Wahl der Parteivorsitzenden und weiterer Organe, die
Genehmigung der Statuten, in der Regel die Parolenfassung zu den Abstimmungsvorlagen
sowie die Lancierung von Volksinitiativen.
Die « zweite Stufe » ist ein kleinerer
Ausschuss von 36 Mitgliedern bei der CVP, etwa 65 bei der FDP, 84 bei der
SVP und 125 bei der SP.[6]
Die meisten Delegierten stellen auch hier die Kantone, wenn auch die Zahl
der Delegierten kleiner ist. Vertreter verschiedener Verbände finden
bei der SP und der FDP Platz. Dieser Ausschuss tagt bei der SVP am Vortag
der Delegiertenversammlung, vier Mal pro Jahr bei der CVP und 6 Mal bei der
FDP. Bei der SP ist es nicht klar in den Statuten geregelt. Zu den statutarischen
Aufgaben gehört insbesondere die Vorbereitung der Delegiertenversammlung/
des Parteitages, die Verabschiedung programmatischer Schriften, die Stellungsnahme
zu den Abstimmungsvorlagen, soweit es nicht der ersten Stufe unterbreitet
wird.
Die « dritte Stufe » ist ein kleines
Gremium, das aus 20 bis 23 Mitgliedern bei der SVP, 14 bei der SP, 9 bis 11
bei der FDP sowie 12 bei der CVP besteht. Unter anderem nehmen der Parteipräsident,
die Vizeparteipräsidentinnen, der Präsident der Fraktion, die Generalsekretärin
und die Mitglieder des Bundesrates an diesem Gremium teil. Bei der FDP und
SVP trifft sich das Gremium monatlich. Dieser Ausschuss führt die laufenden
Geschäften, pflegt die Kontakte zu den Kantonalparteien und den nahestehenden
Organisationen, und sorgt für die Berücksichtigung ihrer Anliegen.
Die SP und die SVP kennen noch eine « vierte
Stufe », die aus 4 beziehungsweise 3 Mitgliedern besteht. Bei der
SVP bilden der Präsident, die Fraktionpräsidentin, und der Generalsekretär
das Parteipräsidium. Bei der SP bilden sie mit der Vizepräsidentin
das Büro der Geschäftsleitung. Dieses Gremium bereitet die Arbeit
tieferer Stufen vor und trifft dringende, unabschiebbare Entscheide. Es berät
in der Regel Stellungnahmen und Vernehmlassungsantworten der Partei, soweit
letztere aufgrund ihrer Bedeutung nicht dem Fraktionsvorstand unterbreitet
werden.
Das Generalsekretariat ist die administrative
Zentralstelle der Partei. Ihm kommen insbesondere folgende Aufgaben zu: Koordination
und administrative Unterstützung sämtlicher Parteiorgane, Betreuung
und Koordination der Kantonalparteien, Vorbereitung und Begleitung eidgenössischer
Wahlen und Abstimmungen, Organisation und Durchführung von Parteianlässen
sowie Öffentlichkeitsarbeit der Partei. Ausser der SVP haben alle Regierungsparteien
noch ein Fraktionssekretariat.
Die Parteien besitzen auch Fachkommissionen. Sie
unterstützen in voberatender Weise, aber ohne Entscheidungskompetenz,
die Entscheidungsorgane in fachlicher Hinsicht. In den Aufgabenbereiche der
Fachkommissionen fallen namentlich die Erarbeitung von Vernehmlassungsantworten
und programmatischen Schriften.
Die SP, die CVP und die FDP kennen einen Schiedsausschuss,
der die Streitfälle regelt. Er behandelt die Streitfälle zwischen
Parteimitgliedern und den Parteiinstanzen, zwischen den Mitgliedern oder zwischen
den Parteiorganisationen. Der Schiedsausschuss besteht aus 5 Mitgliedern.
Bei der SVP hat der leitende Ausschuss (3. Stufe) diese Kompetenz.Die
SP und die FDP kennen auch eine Kontrollkommission, die die Rechnungsführung
und den Finanzhaushalt der Partei kontrolliert. Die Kontrollkommission muss
einmal pro Jahr einen Bericht verfassen. Bei der CVP hat sie noch eine
zusätzliche Kompetenz. Sie prüft periodisch anhand von Leistungsaufträgen,
ob die Partei die gesteckten Zielen erreicht hat. Bei der SVP gibt es kein
solches Organ. Der leitende Ausschuss regelt die finanziellen Geschäfte.
Einzig die Schweizerische Volkspartei kennt eine Programmkommission,
die als Aufgabe die Erfolgskontrolle bezüglich der Realisierung des Parteiprogrammes
hat. Sie beobachtet die Parteiarbeit, überprüft die Übereinstimmung
von Beschlüssen der Fraktion und den Kantonalparteien mit der Programmatik
der SVP Schweiz. Die Programmkommission überarbeitet auch programmatische
Unterlagen.
Wenn es um Fragen von entscheidender Bedeutung geht,
können die CVP, die SP und die FDP eine Urabstimmung bzw. einen
Parteitag (FDP) verlangen. Zu dieser Veranstaltung haben alle Parteimitglieder
Zutritt. In den Statuten der SVP ist keine solche Möglichkeit genannt.
Bei der CVP gibt es noch die Möglichkeit einer parteiinternen Initiative
und eines parteiinternen Referendums. Für das formelle Zustandekommen
bedarf die Initiative binnen 60 Tagen der Unterstützung durch drei Kantonalparteien
oder durch 20 Ortsparteien aus mindestens vier Kantonen oder durch 1000 Parteimitglieder
aus mindestens vier Kantonen. Das Referendum bedarf binnen 30 Tagen der Unterstützung
durch zwei Kantonalparteien oder durch 15 Ortsparteien aus mindestens drei
Kantonen oder durch 500 Parteimitglieder aus mindestens drei Kantonen.
Aus dem Statuten der Regierungsparteien ergibt sich folgendes
Bild. Die Schweizer Parteien kennen eine eher ähnliche formelle Organisation.
Die SVP unterscheidet sich aber in gewisser Hinsicht von den drei anderen
Parteien. Sie kennt keine Form von Urabstimmung, an der alle Parteimitglieder
teilnehmen können, und der leitende Ausschuss hat mehr Gewicht. Er entscheidet
als Schlichtungsstelle und verfügt über einen grossen Entscheidungsraum
betreffend finanzieller Fragen. Des weiteren sieht die SVP ein Organ vor,
das die Erfolge bezüglich der Realisierung des Parteiprogrammes kontrollieren
muss.
3.3 Stellung
der Frauen in den Schweizer Parteiorganisationen
Trotz später Einführung
des Frauenstimmrechts in der Schweiz ist der Anteil der Frauen bei den Parteimitglieder
auf rund 35 und bei den Parteiaktiven auf rund 30 Prozent angewachsen. Die
Schweiz befindet sich damit in der Nähe der Skandinavischen Länder
und lässt Deutschland oder Italien mit rund 20 Prozent hinter sich.[7]
Im Parlament beträgt der
Frauenanteil anfangs der Legislaturperiode 1999-2003 22,4 Prozent. Der Frauenanteil
ist je nach Partei aber ganz unterschiedlich. Wenn 66,7 Prozent der Grünen
Parlamentarier Frauen sind, beträgt der Frauenanteil bei der SVP-Parlamentarier
nur 5 Prozent. Die CVP hat 16 und die FDP 24 Prozent Parlamentarierinnen.
Der Anteil bei der SP ist der grösste innerhalb der Regierungsparteien
mit 39 Prozent.[8]
Auch in der Struktur der Parteien
ist die Stellung der Frauen je nach dem ganz verschieden.
Die « SVP-FrauenSchweiz
» ist ein Organ der Partei und setzt sich zusammen aus 25 bis 30
Frauen sämtlicher Kantonalparteien sowie der eidgenössischen Fraktion.
Sie verfügen frei über einen im Budget der SVP Schweiz festgesetzten
Betrag. Die Präsidentin der SVP-Frauen ist Mitglied des Zentralvorstands
und des leitenden Ausschusses. Die SVP-Frauen haben zur Zeit 11 Kantonale
Sektionen. 1972 wurde die Frauenkonferenz der SVP gegründet, die der
Kontaktnahme unter Frauen diente. Anlässlich der Überarbeitung der
Statuten im Jahre 1977 wurde zusätzlich eine Kommission für Frauenfragen
eingesetzt. Im Jahre 1992 wurden die beiden zur SVP-Frauenkommission zusammengeschlossen,
die 1998 in « SVP Frauen Schweiz » umbenannt wurde. Die SVP-Frauen
erklären in ihrem Präsentationpapier, dass sie anders politisieren
wollen: « Wir wollen unser Ziel, volle Chancengleichheit und Mitsprache
in Politik und Gesellschaft nicht mit schrillen Parolen, Streiks und Demonstrationen
erreichen, sondern mit beharrlichen und nachhaltiger Überzeugungsarbeit
in- und ausserhalb der Partei. »[9]
Die « CVP-Frauen Schweiz
» ist eine Gruppierung innerhalb der Partei. Sie ist die gesamtschweizerische
Dachorganisation der CVP-Frauen. Sie besteht aus drei Organen: der Delegiertenversammlung
(168 Delegierte), dem Vorstand (17 Mitglieder) und dem Ausschuss (5 Mitglieder).
In der Delegiertenversammlung der CVP gibt es Vertreterinnen der CVP-Frauen.
Es ist aber nicht klar in den Statuten der CVP vorgeschrieben, wo in den höheren
Gremien die Vertreterinnen der CVP-Frauen Einsitz haben. Es gibt kantonale
CVP-Frauen-Gruppierungen in allen Kantonen. Die CVP-Frauen formierten sich
1975 als Arbeitsgemeinschaft und wurden von der Partei 1981 als Vereinigung
anerkannt. Sie sind stolz darauf, die erste Präsidentin einer Bundesratspartei
sowie die erste Nationalrats- und Ständeratspräsidentin gestellt
zu haben. Die CVP hat 1991 für die Parteigremien eine Mindestvertretung
beider Geschlechter von einem Drittel eingeführt. Die CVP-Frauen setzen
sich besonders ein für « die Pflege eines guten Beziehungsnetzes
unter den CVP-Frauen, den Informations- und Erfahrungsaustausch, die Schulung
und Weiterbildung von politisch interessierten Frauen, die Stellungnahmen
zu aktuellen politischen Fragen und Problemen sowie die Mitarbeit bei Vernehmlassungen.
»[10]
Die « FDP-FrauenSchweiz
» ist eine Dachorganisation der freisinnigen Frauenorganisationen. Sie
ist als eigener Verein nach dem Zivilgesetzbuch organisiert. Sie gliedert
sich in drei Stufen: die Delegiertenversammlung, den Zentralvorstand und die
Geschäftsleitung (11 Mitglieder). Sie verfügt auch über eigene
Kommissionen und eine Kontrollstelle. Die Einnahmen der FDP-Frauen bestehen
aus Mitgliederbeiträgen und weiteren Zuwendungen und Einnahmen.[11]
In den Statuten der Freisinnig-Demokratische Partei findet sich nichts über
die Stellung der Frauen innerhalb der Partei. Die Vereinigung der FDP-Frauen
bezweckt, « Rechte, Stellung und Interessen der freisinnigen Frauen
innerhalb der FDP Schweiz als auch nach aussen wirksam wahrzunehmen. »[12]
Innerhalb der SP haben die
Frauen eine eigene Organisation: die « SP-Frauen Schweiz ».
Sie weist ebensfalls wie die FDP-Frauen eine dreistufige Struktur auf: die
Frauenkonferenz, der Vorstand der SP-Frauen und das Büro der SP-Frauen.
Sie verfügt auch über ein eigenständiges Sekretariat. Die Tätigkeiten
der SP-Frauen werden durch die SP Schweiz finanziert. Sie entscheiden autonom
über die Verwendung der zugeteilten Mittel. Die SP-Frauen haben automatisch
Einsitz in allen Organen der Partei mit Ausnahme des Büros der Geschäftsleitung.
Die Geschichte der SP-Frauen ist länger als die der andern Parteien.
Im Jahre 1889 entstehen die ersten Arbeiterinnenverbände, die sich 1912
der SP Schweiz anschliessen. Diese Verbände lösen sich 1917 auf
und die Frauen werden SP-Mitglieder mit dem Recht, sich in eigenen Strukturen
zu organisieren. Der Parteitag beschliesst 1986, dass jedes Geschlecht mit
mindestens einem Drittel in den Parteigremien und auf den Wahllisten vertreten
sein muss. Im Jahre 1992 erhöht die Partei die Frauenquote auf 40 Prozent.
Ab 1996 haben die Frauen die Möglichkeit, Mitglied der SP-Frauen zu sein,
ohne jedoch der Gesamtpartei anzugehören. Sie geben sich unter anderem
folgende Aufgaben: « Die Interessen und Forderung von Frauen in der
politischen Willensbildung innerhalb und ausserhalb der Partei vertreten und
durchsetzen. »[13]
Die Struktur der Frauen-Sektion
sind je nach Partei ganz unterschiedlich. Während die Organisation der
SVP-Frauen eigentlich nur die Form einer Kommission hat, haben die SP-Frauen
eine eigene Organisation, die sehr unabhängig von der Partei ist. Die
SP-Frauen wie die CVP- und FDP-Frauen sind auf drei Ebenen organisiert. Die
FDP-Frauen sind selbständig von der Partei aufgebaut. Sie haben einen
grossen Entscheidungsspielraum. Die CVP ist im bürgerlichen Lager fortschrittlich
betreffend Frauenanliegen; sie hat zum Beispiel eine parteiinterne Quotenregelung
von einem Drittel eingeführt. Wie erwartet werden aber bei der SP die
Frauenanliegen am stärksten gefördert. Die SP ist die erste Regierungspartei,
die eine parteiinterne Quotenregelung eingeführt hat. Sie hat zur Zeit
die höchste Quote mit 40 Prozent. Die Geschichte der SP-Frauen ist auch
die längste, schon 1912 hat die SP den Frauen eine eigene Strukturen
innerhalb der Partei gegeben.
Ein Vergleich der Frauen-Strukturen
mit dem Frauenanteil im Parlament ist interessant. Janda (1983) stellt einen
Zusammenhang zwischen Parteiorganisation und Parteierfolg fest. Beispielsweise
könnte auch die parteiinterne Förderung der Frauen zu einem besseren
Wahlerfolg der Frauen führen. Logischerweise hat die SP den höchsten
und die SVP den tiefsten Anteil Parlamentarierinnen. Die FDP hat den höchsten
Frauenanteil der bürgerlichen Frauen. FDP-Frauen sind mit 39 Prozent
besonders stark im Ständerat vertreten. Die CVP-Frauen haben nur eine
Vertreterin im Ständerat, sonst beträgt heute der Frauenanteil im
Nationalrat 20 Prozent. Ausser bei der SVP haben sich seit 1991 die Frauenanteile
aller Bundesratsparteien erhöht. Bei der SVP ist eine Entwicklung in
die andere Richtung zu bemerken: von 12 Prozent SVP-Nationalrätinnen
im Jahre 1991 gibt es heute nur noch 6.8 Prozent.[14]
Ob die Frauen im Parlament
ein anderes Stimmverhalten als die Männer haben, ist ein anderes Thema.
Anhand einer Analyse im Nationalrat beobachtet aber Senti (1999) im Bereich
der sogenannten Frauenthemen ein geschlechtsspezifisches Abstimmungsverhalten
in den bürgerlichen Fraktionen.
3.4 Wandel
der Parteiorganisationen in der Schweiz[15]
Nach der 1968-Revolte haben
die Parteien unter anderem versucht, die Partizipationsmöglichkeiten
der Basis innerhalb der Partei zu erhöhen. Insbesondere die bürgerlichen
Parteien haben den Versuch gemacht, ihre Statuten und Strukturen den neuen
Tendenzen anzupassen. Im Zentrum dieser Versuche standen die Verankerung des
Mitgliederprinzips, die Professionalisierung und Zentralisierung der Partei
sowie die Erhöhung der parteiinternen Demokratie.
Die Situation hat sich eigentlich
nicht wesentlich verändert. Das Mitgliederprinzip konnte weder bei der
FDP noch bei der CVP wirklich eingeführt werden und die Professionalisierung
hat seine Grenzen gezeigt. Heutzutage ist es auch nicht möglich von zentral
organisierten Parteien zu sprechen. Ein Beispiel dafür sind die stark
heterogenen Abstimmungsparolen der Kantonalparteien. Heutzutage ist die Verwirklichung
der parteiinternen Demokratie schwieriger geworden. Die stark mediatisierte
Politik führt dazu, dass die Führungskräfte der Partei immer
schneller und ohne Konsultation der Basis Entscheide treffen müssen.
Interessant in der Schweiz
ist die Tatsache, dass die Parteien mit ihren kantonalen Sektionen praktisch
das ganze Spektrum der in der Literatur genannten Parteitypen abdecken. Es
finden sich - insbesondere in der Innerschweiz - noch Kaderparteien. Es gibt
auch Indizien dafür, dass Parteien im Sinne der « cartel party
» näher an den Staat gerückt sind.
5.Schlussfolgerungen
Diese Arbeit hatte das Ziel, die Parteiorganisationen zu beleuchten. Es
waren die Schweizer Bundesparteien, die im Zentrum der Analysen gestanden
haben.
Nach
der Erläuterung verschiedener theoretischer Ansätze über die
Parteiorganisation ist es in dieser Arbeit darum gegangen, in einem dritten
Kapitel die konkrete Organisation der Schweizer Bundesratsparteien zu beobachten.
Der
erste Abschnitt im Kapitel 3 widmete sich der vertikalen Struktur der Parteien
unter den Aspekten der Aufgliederung, der Mitgliederstruktur und der Professionalisierung.
Aufgrund der Beschreibungder Untergliederung
der Parteien auf verschiedenen Ebenen - Stadt, Bezirk, Kanton und Region -
ergibt sich folgendes Bild: Die Schweizer Parteien sind sehr stark auf kantonaler
und lokaler Ebene verwurzelt. Was die Mitgliederstruktur betrifft, weisen
die bürgerlichen Parteien viel höhere Mitgliederzahlen auf als die
SP. Eine Erklärung dafür ist das grosse Engagement, das von SP-Mitglieder
verlangt wird. Relativ zu den Schweizer Bürgerinnen und Bürgern
befindet sich der Anteil Parteimitglieder im internationalen Durchschnitt.
Bei der Professionalisierung dagegen sind die Schweizer Parteien im Vergleich
zu anderen europäischen Ländern eher unterentwickelt.
Im
zweiten Abschnitt in Kapitel 3 wird es auf die horizontale Struktur der Regierungsparteien
auf nationaler Ebene eingegangen. Anhand der Statuten habe ich zur besseren
Übersicht auch ein allgemeines Organigramm ausgearbeitet. Die vier Regierungsparteien
weisen eine ziemlich ähnliche Struktur auf. Die SVP distanziert sich
aber in gewisser Hinsicht von den andern.
Der
nächste Teil der Arbeit ist an der Stellung der Frauen in den Parteienorganisationen
gewidmet. Die Organisation der Frauen als eigenes Organ und in Beziehung mit
der Partei wird beobachtet. Es kann festgestellt werden, dass die Frauen in
organisatorischer Hinsicht am schlechtesten bei der SVP gefördert werden.
Die Frage stellt sich, ob die schlechte Förderung der SVP-Frauen ein
Erklärungsfaktor für den tiefen Anteil der SVP-Frauen im Nationalrat
(7 Prozent) sein kann. Das wäre ein möglicher Untersuchugsgegenstand
einer weiterführenden Analyse.
Der
letzte Abschnitt dieser Arbeit geht auf den Wandel der Parteiorganisation
in der Schweiz ein. Es zeigt sich, dass sich die Anliegen der 70er Jahren
wie die nach mehr Professionalisierung und parteiinterne Demokratisierung
noch nicht erfüllt haben.
5.Literaturverzeichnis
Janda, Kenneth (1983). Cross-National
Measures of Party Organizations and Organizational Theory. In: European Journal
of Political Research 11, S. 319-332.
Katz, Richard S. and Peter Mair (1993). The Evolution
of Party Organizations in Europe: The Three Faces of Party Organization. In:
The American Review of Politics, Vol. 14, Winter. S.
593-617.
Kirchheimer, Otto (1965). Der Wandel des westeuropäischen
Parteisystems. In: Politische Vierteljahresschrift 6.Jg., Heft 1, S. 20-41.
Mair, Peter (1994). Party Organizations: From Civil
Society to the State. In: Katz, Richard S. and Peter Mair (eds). How Parties
Organize: Change and Adaption in Party Organizations in Western Democracies.
London: Sage. S. 1-22.
Katz, Richard S. and Peter Mair (1995). Changing Models
of Party Organization and Party Democracy: the Emergence of the Cartel Party.
Party Politics, 1:1.
Ladner, Andreas (1999). Das
Schweizer Parteiensystem und seine Parteien. In: Klöti U. et al. (Hrsg.)
Handbuch der Schweizer Politik. Zürich: NZZ. S. 213-260.
Ladner, Andreas (1999). Politische Ideen und ihre
Träger. Vorlesung Sommersemester 1999, Institut für Politikwissenschaft,
Universität Bern.
Parteidokumentation
·Statuten
der CVP Schweiz, Sarnen, April 1997.
·Statuten
der SVP Schweiz, Huttwil, Mai 1998.
·Statuten
der FDP Schweiz, Schaffhausen, Januar 1977.
·Statuten
der SP Schweiz, Montreux, Oktober 1998.
·CVP-Frauen
Schweiz, Organisation, Juli 1999.
·Die
SVP Frauen Schweiz stellen sich vor, Oktober 1999.
·Revidierte
Statuten der FDP Frauen Schweiz, noch nicht in Kraft.
·Sozialdemokratische
Partei der Schweiz: Aufbau und Organisation
·Homepagedes Parlaments.
·Homepage
der Bundesratsparteien.