TA, 4.1.2000
Von Remigius Bütler
Was selbst Ausserbernische
schon immer geahnt haben, ist nun auch wissenschaftlich untermauert: Die SVP
ist staatstragende Partei hier zu Lande. Politologe Andreas Ladner von der Uni
Bern hat eine Umfrage bei 841 Gemeindeschreiberinnen, Gemeindepräsidenten,
Bau- und Finanzverwalterinnen ausgewertet. Mit 52 Prozent hält die SVP
die meisten Gemeindepräsidien zwischen Jura und Jungfrau, ein Viertel der
politischen Chefs ist offiziell parteilos. 10 Prozent gehören der SP an,
8 Prozent sind freisinnig.
Dadurch unterscheiden sich
die 400 Berner Gemeinden mit ihren rund 940 000 Einwohnerinnen und Einwohnern
deutlich vom Rest des Landes. Im helvetischen Mittel stellt nämlich die
FDP die meisten politischen Führungskräfte in den Kommunen, gefolgt
von der CVP. SP- und SVP-Mitglieder sitzen gesamtschweizerisch gesehen viel
seltener auf den Präsidentenstühlen.
Verwaltungskader sind relativ
sesshaft, während die politischen Spitzen rege kommen und gehen. Das hat
auch Andreas Ladner beobachtet. 13 Jahre lang waren die bernischen Gemeindeschreiber
und ihre Berufskolleginnen im Dienst, die "Präsis" dagegen bloss 5,2 Jahre.
Mehr Erfahrung als ihre Vorsteher in der Exekutive haben auch Finanz- und Bauverwalter,
die 11 beziehungsweise 12,4 Jahre in Amt und Würden waren.
Unter den formellen Oberhäuptern und ungekrönten "Dorfkönigen" ist die Jugend kaum auszumachen. Die Erhebung 98/99 zeigt, dass das Durchschnittsalter bei 52 Jahren liegt. Auf beinahe jugendlich anmutende 43,5 Lenze bringen es dafür die Gemeindeschreiberinnen und -schreiber.