TA, 11.5.2001

 


 

Hoch oben im Jetstream

Von Markus Somm, Bern 

NatŸrlich haben Simonetta Sommaruga und ihre drei Kultur Freunde vollkommen Recht: Die SP mottet seit Leserforum Ausgabe vom lŠngerem vor sich hin - obschon sie sich in Wissen 11.05. jŸngster Zeit wieder etwas belebt hat. Und gewiss Computer Inserieren im haben sie Recht, wenn sie feststellen, die Partei Auto Tagi kŸmmere sich eher um die absonderlichen WŸnsche Technik [Image] einiger ŸbermŸtiger Aktivisten als um die Savoir-vivre Desktopnews BedŸrfnisse ihrer gewšhnlichen WŠhler. Doch mit Chats solch einem Papier, kurz und schnittig, erreichen [Image] sie in dieser Partei nicht sehr viel. Die SP tut zwar immer so, als debattierte sie gerne, um Online Werbung voranzukommen - doch das trifft bloss zu, wenn man Rubrikeninseratesich damit begnŸgt, dass Debatten an sich das Ziel sind. Hervorgegangen ist daraus bisher wenig, was als politischer Erfolg bezeichnet werden kšnnte. Das gilt vor allem dann, wenn man wie im Fall dieses "Gurten-Manifests" SŠtze hinwirft, die in sozialdemokratischen Ohren zwar unertrŠglich pfeifen, man sich aber nicht traut, so konkret zu werden, bis es weh tut: "Der Versorgungsstaat lŠhmt die Eigenverantwortung." Ein zutreffender Satz, der bŸrgerliche WŠhler zu TrŠnen rŸhrt. Aber Linke bloss Šrgert und gleich weiterschlafen lŠsst. Eine wirkliche Provokation hŠtte darin bestanden, auszudeutschen, was das hiesse: zum Beispiel die KŸrzung der Bezugsdauer bei der Arbeitslosenversicherung. Die SP ist strikte dagegen. Oder wie kann der sozialdemokratische Widerstand gegen die Angleichung der Witwenrente an die Witwerrente bei der 11. AHV-Revision mit diesem Lob der Eigenverantwortung vereinbart werden? Gar nicht. Das bedeutet keineswegs, dass die SP genau dies fordern mŸsste. Aber attraktiver wird die Partei nicht, wenn sie so tut, als ob. Neue Mitte ohne Folgen. Ein Zweites kommt hinzu: Simonetta Sommaruga, das zeigt das ungewšhnliche Medieninteresse an ihr, hat das Potenzial, der SP von neuem ein Gesicht zu geben. Sie hat das Zeug zum Star. Doch in dieser misstrauischen Partei wird ihre Stellung als Quereinsteigerin nicht besser, wenn sie nun im hohen Jetstream des Blairismus mitfliegt. Viel lafert, wenig liefert. Als KonsumentenschŸtzerin hat Simonetta Sommaruga das nie getan, und es kommt ihr auch jetzt nicht in den Sinn. Hier pflegt sie die Leidenschaft fŸr das Detail. Das Gleiche tut sie im Parlament. Warum nicht auch in der Partei? Sommaruga ist schlecht beraten, wenn sie nun plštzlich vor lauter Horizont den Gurten nicht mehr sieht.

 


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