NLZ, 15.11.1999 |
Parteien: Studie schlägt Modell für Parteienfinanzierung vor
Trotz ihrer staatstragenden Funktion werden die Parteien vom Bund stiefmütterlich behandelt. Eine Studie greift das heikle Thema der Parteienfinanzierung auf.
Die Parteien in der Schweiz stossen an ihre Leistungsgrenzen, das haben nicht
erst die letzten Wahlen gezeigt. Da sind einmal strukturelle Probleme: Die lokal
und milizartig organisierten Parteien haben Mühe, den heutigen Anforderungen
der Politik gerecht zu werden. Sie arbeiten unter anderem zu wenig professionell,
weil ihnen dazu schlicht die Mittel fehlen. Die Parteien finanzieren sich hauptsächlich
aus Mitgliederbeiträgen und Mandatsabgaben. Der Spendenanteil ist gering.
Ausgehend von ihrer Nationalfonds-Studie "Schweizer Parteien im
Wandel" haben die Politologen Andreas Ladner und Michael Brändle im Auftrag
von FDP, CVP, SVP und SP einen Bericht zur Parteienfinanzierung verfasst, wie
Ladner einen Bericht der "SonntagsZeitung" bestätigte.
Milizsystem überdenken
Seit Jahren werde die Krise der Parteien beklagt. Angesichts der vorhandenen
Ressourcen sind die inhaltlichen Defizite nach Ansicht Ladners auch nicht erstaunlich.
In anderen Ländern greife der Staat den Parteien viel stärker unter die Arme.
Ladner und Brändle wollen jedoch keinen durchorganisierten und bürokratischen
Parteienstaat oder gar Parteibeamte.
Staatliche Fördermittel sollten nicht in den Wahlkampf fliessen,
sondern gezielt für Leistungen erfolgen, welche für das Funktionieren der Demokratie
nötig seien. Geld gäbe es für die eigentliche Grundlagenarbeit wie Aus- und
Weiterbildung, Meinungsbildung, Information, Forschung und Nachwuchsförderung.
"Die Absicht der Förderung muss klar festgelegt sein. Es darf nicht einfach
Staatsgeld in Wahlpla- kate gebuttert werden", betont Ladner
Woher das Geld nehmen?
Für die Geldbeschaffung schlagen die Politologen eine staatliche Abgabe auf
der direkten Bundessteuer vor. Die auf Freiwilligkeit basierende "tax checkoff"
würde in einen Parteienfonds fliessen. Für die Erhebung der Steuer gäbe es laut
Ladner verschiedene Varianten. Auch der Verteilschlüssel sei politisch verhandelbar.
Zudem müsse man sich ein System überlegen, wie die Verwendung der Fördermittel
durch die Parteien kontrolliert werden könne.
Nach Ansicht Ladners wäre es falsch, einfach die Fraktionsbeiträge
an die Parteien zu erhöhen. Wichtiger sei es, die Parteiorganisationen zu stärken.
Der Wissenschafter räumt ein, dass die Parteienfinanzierung in der Schweiz ein
politisch heikles Thema ist. Für die Studie hätten aber immerhin die vier Generalsekretäre
der Bundesratspartei für einmal am selben Strick gezogen.