Handelszeitung, 3.11.1999


POLITIK

BUNDESPLATZ

Andreas Ladner

zum neu gewählten Parlament

Glauben Sie, dass sich durch das Ergebnis der eidgenössischen Wahlen die Akzente in der Bundespolitik stark verschieben werden?

Andreas Ladner: Es ist zu erwarten, dass die SVP ihre Forderungen stärker wird einbringen können als bisher. Mit anderen Worten: Bei den erzielten Kompromissen wird ihre Handschrift deutlicher sichtbar werden.

Hängt dies nicht auch davon ab, welche Allianzen sich in den konkreten Sachfragen bilden werden?

Ladner: Es hat natürlich kein Systemwechsel stattgefunden. Die Opposition hat nicht die Macht übernommen. Es ist somit auch keine völlig andere Politik zu erwarten. Aber man wird eher auf die Forderungen der SVP Rücksicht nehmen müssen.

Wie wird sich das bei der 11. AHV-Revision auswirken?

Ladner: Die SVP ist nicht für eine generelle, lineare Sparpolitik. Sie hat ihre Klientel bei den älteren Leuten. Ihre Sparvorschläge betreffen nicht die Leistungen der AHV, sondern in erster Linie das Asylwesen.

Werden sich FDP und CVP unter dem Eindruck des Wahlerfolges der SVP-Politik bis zu einem gewissen Grad anzupassen versuchen?

Ladner: Bei der FDP stellt sich diese Frage ganz klar. Diese Partei hat in den letzten Jahren versucht, sich als moderne Reformpartei zu positionieren. Es gibt dort aber auch Kräfte, die von diesem Öffnungskurs nicht so begeistert sind. Diese erhalten nun etwas Rückenwind.

Die CVP ist noch stärker unter Druck. Diese Partei hat nach meinen Analysen eindeutig an Terrain verloren. Der SVP ist es gelungen, sich in ihren Hochburgen zu etablieren. Ich glaube jedoch, dass die SVP die CVP eher in die Mitte bzw. nach links stossen wird. (wln)