Auslöser,
Verbreitung und Erfolg von Reformprojekten in den
Schweizer
Gemeinden
Dr. Andreas Ladner, Institut für Politikwissenschaft, Universität Bern
Prof. Dr. Norbert Thom, Institut für Organisation und Personal, Universität Bern
In
the late 1990s Switzerland has experienced intensive reform activities
especially on local level. This research project, carrying the title „Causes,
diffusion and success of reforms in Swiss communities“, examines 300 reform
projects previously identified in the totality of the Swiss communities. The
reforms cover a broad field of institutional change, reaching from changing the
number of members in the communal executive or changes of the electoral system
to New Public Management and the merging of communities. The reform projects
will be analysed on the basis of an analytical framework, which includes the
explicit aims of the reform, underlying paradigms, groups or people promoting
the reform, the way the project is managed and whether it achieved it's aims or
not. The corresponding variables have to be elaborated on the basis of case
studies and together with other researchers within this network. All the
selected reform projects will be stored in a data base which will appear on the
internet and make all the information accessible for people interested in reform
activities. Another data base consisting of variables concerning the communities
is set up and linked with the reform project data base.
This
empirical setting allows for testing an important number of theories trying to
explain institutional change or reforms. Do communities undertake reforms in
moments of financial distress or are reforms a product of social or political
capital? To what extend political entrepreneurs can be made responsible for
reforms or do they, after all, depend on particular party constellation in the
communal executive? What is the role of higher state levels and do communities,
as it is often stated, imitate the reforms of other communities without
evaluating the consequences? And finally, we expect to find out, what makes the
difference between a successful reform attempt and one that failed along the
way.
The
results of this project are expected to be of great relevance. In many cantons
and communities it is broadly accepted nowadays that with local units stemming
from the last century the problems of the next century cannot be solved, but it
is far from clear in which direction the reforms should go. The findings of this
project will not only stimulate the discussions about the necessity of such
reforms and a possible restructuring of the local level, they will also
illustrate what mistakes will have to be avoided to make a reform project
successful.
political institutions, institutional change, communities, comparative politics, reforms
2.1
Forschungsstand in der Schweiz und im Ausland
Was den
Forschungsstand im Bereich institutioneller Wandel und Reformprojekte anbelangt,
so gilt es zu unterscheiden zwischen Arbeiten, die sich ganz generell mit der
Thematik befassen und solchen, die sich auf einzelne Reformbereiche
konzentrieren.
2.1.1
Forschungsarbeiten zu Reformen allgemein
Allgemeinen Charakter
haben die Arbeiten zum Funktionieren der politischen Institutionen, der Versuch,
eine Theorie der politischen
Institutionen aufzustellen (vgl. Göhler 1990) sowie Arbeiten über den
Wandel der politischen Institutionen (Dente/Kjellberg 1988). Vor allem der neo-institutionelle
Ansatz (vgl. March/Olson 1984, 1989) hat in den letzten Jahren die Bedeutung
der Institutionen wieder in den Vordergrund gehoben. Auch wenn es dabei in
erster Linie darum geht, die Auswirkungen der Institutionen auf die politischen
Prozesse zu untersuchen, so lassen sich doch Rückschlüsse über die durch
Reformen angestrebten Veränderungen herleiten.
In der
deutschsprachigen Literatur wurde der Wandel der politischen Institutionen vor
allem unter dem Aspekt der Reformunfähigkeit, so etwa im Rahmen der Theorie
der föderalen Politikverflechtung (Scharpf/Reissert/Schnabel 1977, Scharpf
1985), thematisiert. Die Thematik liegt jedoch ganz allgemein auch der Debatte
über die Steuerung staatlichen Handelns zugrunde (Willke 1983, Luhmann/Scharpf
1989, Ronge 1994, Mayntz/Scharpf 1995, Mayntz 1996), welche sich in neuerer Zeit
mit dem Regieren im Zeitalter der Verhandlungssysteme und Politiknetzwerke
befasst (Marin/Mayntz 1991, Marsh/Rhodes 1992, Benz 1992, Benz 1995). In der
englisch- und französischsprachigen Literatur sind vergleichbare
Entwicklungstendenzen unter dem Stichwort „governance“
respektive „gouvernance“
thematisiert (Kooimann 1993, Mayntz 1993, Stoker 1998, Le Galès 1998) worden.
Ein weiterer
allgemeiner Themenbereich befasst sich mit den Beziehungen zwischen den Bürgerinnen
und Bürgern und dem politisch-administrativen System. Thematisiert werden hier
neben den generelleren Aspekten des Wandels der politischen Partizipation und
Kultur (Hesse 1986, Longchamp 1991, Kriesi 1993) die Beteiligung
der Bürger an der Kommunalpolitik (Gabriel 1989, Ladner 1991b) und die Responsivität
der Kommunalpolitiker (Gabriel et al. 1993).
In der
betriebswirtschaftlichen Literatur wird untersucht, weshalb Reformen in der
Verwaltung ausgelöst werden und welches die Inhalte und Folgen solchen Wandels
sind (Brunsson/Olsen 1993). Dem Einführungsprozess
von Reformvorhaben wird dabei ein grosser Stellenwert beigemessen. Veränderungen
in Strategien, Kulturen, Prozessen und Strukturen können sich in kleinen
Schritten oder in grossen Schüben vollziehen. Im Sinne eines Kontinuums bewegt
sich die Bandbreite der Umgestaltungsmassnahmen zwischen radikalem (im Sinne
eines „Paradigmawechsels“) und evolutionärem (inkrementalistischem) Wandel
(Naschold/Bogumil 1998, Thom/Ritz 1999). Es wird etwa von
Organisationsentwicklung oder von Innovationsmanagement gesprochen. Verschiedene
Autoren betonen zudem die Wichtigkeit der Verwaltungskultur bei Veränderungsprozessen
(vgl. etwa Hablützel/Weil 1998).
2.1.2
Forschungsarbeiten zu spezifischen Reformen
Die Literatur über
die konkreten Reformbereiche lässt sich aufteilen in Arbeiten, die sich direkt
mit der Reform des politisch-administrativen Systems befassen und solche, die
sich mit der Aufgabenteilung zwischen den Föderativebenen und zwischen Staat
und Privaten auseinandersetzen und letztlich auch die territoriale
Feingliederung des Staates hinterfragen.
2.1.2.1
Reorganisation des politisch-administrativen Systems
Die Literatur zu den
Reformen des politisch-administrativen System zerfällt in einen grossen
Bereich, der sich mit der Leistungssteigerung der Verwaltung befasst, sowie in
einen kleineren Bereich, der die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an den
politischen Entscheidungen behandelt. Politisches Entscheiden und Verwalten
finden - so zumindest in der Theorie - gemeinsam Berücksichtigung bei den Ansätzen
des New Public Managements.
Zur Verwaltungsreform
im engeren Sinnen gehören z. B. die Werke von Kickert 1997, Naschold 1995,
Klages 1995, Reichard 1992 und für die Schweiz etwa Germann 1998.
Betriebswirtschaftlich argumentierende Autoren fordern eine Entbürokratisierung
der öffentlichen Verwaltung (vgl. Osborne/Plastrik 1998, Schedler 1995) und
meinen damit eine Effektivitäts- und Effizienzsteigerung. Naschold sieht vor
allem die drei Trends der Binnenrationalisierung, der Vermarktlichung und der
Dezentralisierung (Naschold/Oppen/Wegener 1997). Ebenso gilt es hier aus
politikwissenschaftlicher Perspektive Arbeiten zu berücksichtigen, die sich mit
dem Verhältnis zwischen den Bürgern und dem politisch-administrativen System
auseinandersetzen. Thematisiert wird vor allem der Aspekt des Einbezugs
von Bürgerinnen und Bürger in die politischen Entscheidungen und in die
Planung (Linder 1992) und sowie neuere Verfahren der Bürgerteilhabe
an konfliktgeladenen Entscheidungen (Rehmann et al. 1998, Lackner 1999).
Dazu gehört auch die Teledemokratie (Linder 1992) sowie in jüngster Zeit der
Einfluss des Internets mit den Begriffen „Cybergovernment“ und „Cyberdemocracy“.
In den letzten Jahren
werden vermehrt umfassende Reformvorhaben diskutiert, die eine Integration und
Erweiterung bisheriger Reformen postulieren (vgl. etwa Kickert 1997, Schedler
1995, Aucoin 1990). Aktuell sind die über eine reine Verwaltungsreform
hinausreichenden Ansätze des New Public
Managements (vgl. international Budäus/Grüning 1998, Kickert 1997,
Naschold/Oppen/Wegener 1997, Naschold 1997, Naschold 1996, Osborne/Gaebler 1997
und für die Schweiz Buschor 1993, Grünenfelder 1997, Hablützel et al. 1995,
Haldemann 1995, Mastronardi/Schedler 1998, Schedler 1995, Thom/Ritz 1999),
welche eine Reform des gesamten politisch-administrativen Systems beinhalten und
nicht isoliert von kosten- oder führungstheoretischen Ansätzen ausgehen.
Neben der Frage nach
der Leistungstiefe staatlicher Aufgaben setzt die momentane NPM-Reformdiskussion
hauptsächlich bei folgenden Elementen an: Verwaltungsorganisation (Aufbau- und
Ablauforganisation, Leitungsspannen und Dezentralisation), politische und
betriebliche Steuerung, Verwaltungskultur (Kunden-, Mitarbeiter- und
Kostenorientierung), interne und externe Wettbewerbselemente, Leistungs- und
Wirkungskontrolle sowie Final- anstelle rechtlicher Konditionalsteuerung (vgl.
Naschold/Bogumil 1998, Osborne/Gaebler 1997; Schedler 1995)
. Dabei gibt es auch kritische Stimmen, welche den dahinterstehenden
Managerialismus hinterfragen (König 1995). Zu den Arbeiten, die sich heute für
die Schweiz mit den Auswirkungen von NPM auf den politischen Bereich befassen,
gehören Rickenbacher (1995), Klöti (1995), Knöpfel (1995) und Mastronardi
(1995).
Letztlich geht es bei
den momentanen Reformen im Rahmen des NPMs weder um einen radikalen Staatsabbau
noch um einen grosszügigen Staatsausbau. Die tiefgreifenden Veränderungen auf
der politischen und betrieblichen Ebene sprechen für einen pragmatischen
Staatsumbau (vgl. Hablützel/Weil
1998)
. Gefordert wird von der Verwaltung und der Politik ein kontinuierlicher
Lern- und Veränderungsprozess.
2.1.2.2
Kooperationsbeziehungen und Territorialreformen
Eine zweite Gruppe
von Arbeiten umfasst Reformbestrebungen, welche im engeren oder weiteren Sinne
Formen der horizontalen und vertikalen
Kooperation betreffen. Die Intensivierung der Zusammenarbeit respektive die
Neuorganisation wird vor allem auch in der Praxis als realistische und effektive
Reformoption betrachtet.
Der Europarat
diskutiert beispielsweise vier Möglichkeiten, um die Beziehung
zwischen Gemeinden und übergeordneten Staatsebenen neu zu gestalten (Council
of Europe 1995: 10):
-
Technische Anpassungen: Die
einzelnen Gemeinden werden in ihrem Bestand belassen, Kompetenzen und Ressourcen
der einzelnen Gemeinden aber durch Interkommunale Zusammenarbeit gepoolt. Als
technische Anpassungen können auch Binnenmodernisierungen bezeichnet werden,
wie etwa New Public Management.
-
Strukturelle Anpassungen:
Die territorialen Strukturen werden neu gestaltet, d. h. eine Reduktion der
Gemeinden durch Neugruppierungen und Fusionen vorgenommen.
-
Intensivierung des
Finanzausgleichs: Die übergeordneten Staatsebenen zahlen den Gemeinden höhere
finanzielle Beiträge, damit diese ihr Aufgaben weiterhin erfüllen können.
-
Zentralisierung: Den
Gemeinden werden gewisse Aufgaben weggenommen und diese an die Regionen oder
sogar an den Bund übertragen.
Einen grossen
Stellenwert hat in der Schweiz zur Zeit die Aufgabenverteilung zwischen den Gemeinden und dem Kanton und die
Regelung der vertikalen Finanzströme (vgl.
Ladner/Steiner 1998). Wegleitend ist hier der Vorschlag einer Expertenkommission
(Frey et al. 1994) sowie der Artikel von Frey (1995), welcher Parallelen
zwischen dem Neuen Finanzausgleich und NPM herausarbeitet, sowie das von Mäder/Schedler
(1996) veröffentlichte Werk zum Finanzausgleich
in der Schweiz. Mit dem Problem der Finanzen befassen sich weiter Selmer (1996)
und Kirchhof (1996). Ein weiterer Bereich der Literatur, den es in diesem
Zusammenhang zu berücksichtigen gilt, beschäftigt sich mit Fragen des Föderalismus (Neidhart 1975, Knapp 1984, Nüssli 1985) und der Gemeindeautonomie
(Hangartner 1983, German/Hamel 1985, Institut du fédéralisme 1992).
In den aktuellen
Reformbestrebungen kommen auch verschiedene Formen der horizontalen Kooperation zur Anwendung. Diese können von einem
unverbindlichen Meinungsaustausch bis hin zu einer rechtlich ausgestalteten oder
sogar durch eine übergeordnete Staatsebene verordnete Zusammenarbeit reichen
Die rechtlich verfassten Kooperationen werden auch als Gemeindeverbindungen
bezeichnet. Grundsätzlich ist es möglich, dass eine Aufgabe durch eine
Gemeinde alleine für andere Gemeinden erfüllt wird (Sitzgemeindemodell),
mehrere Gemeinden zusammen die Aufgaben erfüllen (gemeinsame Aufgabenerfüllung
im engeren Sinne) oder eine juristische Person für die Aufgabenerfüllung zuständig
ist (vgl. De Spindler 1998, Friederich 1997, Della Santa 1996, Arn/Friederich
1994; für Deutschland Rehfeld 1998, Rapior 1984, Vorholz 1981; für Frankreich
Moquai 1996 und für Europa Council of Europe 1995). Vor allem in jüngerer Zeit
und in Zusammenhang mit NPM wird auch die Zusammenarbeit mit Privaten zum Thema
(Rüegg et al. 1994 und Degiacomi 1989).
Besonders umstritten
sind Reformen, welche die territoriale
Feingliederung des Staates in Frage stellen. Ausgangspunkt der
Fusionsdiskussionen sind in der Regel Hypothesen über optimale Gemeindegrössen.
In der ökonomischen Literatur wird etwa behauptet, dass die Einwohnerzahl das
entscheidende Kriterium für die Bestimmung einer optimalen Grösse einer
Gebietskörperschaft sei (King 1996: 56). Neben Holland und den skandinavischen
Ländern finden sich vor allem für Deutschland Arbeiten, die sich mit
Grundlagen, Durchführung und Ergebnissen der Zusammenlegung von Gemeinden
befassen (vgl. z.B. für eine internationale Sicht Council of Europe 1995 und für
Deutschland Laux 1994 und Berg/Möller 1997). Für die Schweiz thematisieren vor
allem die Arbeiten von Della Santa (1996), Dafflon (1998) und Friederich et al.
(1998) aus wissenschaftlicher Perspektive Gemeindefusionen. Die Kritik an der
bisher publizierten Literatur fällt bei einigen Autoren scharf aus. Bemängelt
wird die oft mangelnde theoretische Fundierung sowie bei empirischen Arbeiten
der fehlende systematische Vergleich zwischen Reformzielen (t=0) und konkreten
Ergebnissen (t=1). Frenkel gelangt etwa zum vernichtenden Urteil: „All territorial goals
– autonomy, efficiency, and integrative capacity – have now been found to be
of little validity if compared with actual performance or theoretical deduction“
(Frenkel 1980: 31, Frenkel 1999).
Ebenfalls mit der
Stellung der Gemeinden im Staat beschäftigen sich Arbeiten, welche - nicht
zuletzt auch vor dem Hintergrund der europäischen Integration - die Bedeutung
der Regionen (Leresche/Schuler 1992, Thierstein/Egger 1994, Thierstein/Langenegger
1994, Schuler et al. 1999) thematisieren oder in Anlehnung an theoretische
Konzepte wie des „voting by foot“ (Tiebout 1956), der „fiscal equivalence“
(Olson 1969, Oates 1972), des „exit and voice“ (Hirschman 1970) und der „clubs“
im Sinne von Buchanan (1965) funktionale,
überlappende, wettbewerbliche Jurisdiktionen (FOCJ) vorschlagen (De
Spindler 1998, Frey 1997). Gemäss diesem Konzept können grosse
Wohlstandsgewinne erzielt werden, wenn der Markt für staatliche Leistungen
einer neuen, besonders kompetitiven Art von staatlichen Körperschaften geöffnet
wird, die sich auf die Erbringung einzelner Leistungen, und nicht auf die
Beherrschung eines bestimmten Territoriums konzentrieren.
2.2
Stand der eigenen Forschung auf dem Gebiet der Problemstellung
Das Institut für
Politikwissenschaft der Universität Bern hat in den letzten Jahren verstärkte
Anstrengungen unternommen, die Gemeindeforschung zu aktivieren, so etwa durch
die Teilnahme an einem internationalen Forschungsprojekt mit dem Titel „Local
governance“ (vgl. Linder/Nabholz 1994). Durch die regelmässig angebotenen
Weiterbildungskurse für Lokalpolitiker und Verwaltungskader, für die der
Hauptgesuchsteller, Dr. Andreas Ladner, verantwortlich zeichnet, besteht zudem
ein reger Kontakt zu den betroffenen Kreisen.
Der
Hauptgesuchssteller hat sich am Soziologischen Institut der Universität Zürich
im Rahmen von grösseren Forschungsprojekten mit der Schweizer
Gemeindeorganisation und den politischen Verhältnissen in den Gemeinden (Ladner
1990, Ladner 1991a, Ladner 1991b, Ladner 1994, Ladner/Steiner 1998) sowie mit
den aktuellen Problemen der Gemeinden und sich abzeichnenden Leistungsgrenzen (Geser
et al. 1996) befasst. Als Projektleiter des Demain la Suisse-Projektes
„Gemeindereformen zwischen Handlungsfähigkeit und Legitimation“ hat er sich
vertieft mit den Reformen auf kommunaler Ebene auseinandergesetzt und erste
Grundlagen für die Analyse von Reformprozessen geschaffen.
Auch das Institut für
Organisation und Personal der Universität Bern hat sich in den letzten Jahren
in mehreren Projekten mit der öffentlichen Verwaltung und Spitälern
auseinandergesetzt. In Zusammenarbeit mit Gemeinden, Kantonen und dem Bund
entstanden eine ganze Reihe von Dissertationen, Gutachten und
Lizentiatsarbeiten, darunter auch mehrere, die sich mit der Einführung und den
Folgen des New Public Managements befassten. Der Mitgesuchssteller Prof. Dr.
Norbert Thom ist Mitglied des Patronatskomitees der Schweizerischen Gesellschaft
für Verwaltungswissenschaften (SGVW). Er leitet die Forschungsprojekte „New
Public Management im Praxistest“ der Schweizerischen Gesellschaft für
Organisation (SGO) und „FLAG- Führen mit Leistungsauftrag in der
Bundesverwaltung“. Der Schwerpunkt der Projekte liegt auf den Change
Management-Prozessen, einem Forschungskerngebiet von Prof. Thom (vgl. etwa Thom/Näf
1998, Thom/Ritz 1999). Als Mitgesuchssteller des Demain la Suisse-Projektes
„Gemeindereformen zwischen Handlungsfähigkeit und Legitimation“ hat er sich
eingehend mit den Reformen auf kommunaler Ebene aus betriebswirtschaftlicher
Sicht auseinandergesetzt.
2.3
Detaillierter Forschungsplan
Die Schweiz scheint
sich von der vielzitierten „malaise helvetique“, mit welcher der
Staatsrechtler Max Imboden bereits 1964 eine gewisse Erstarrung und
Reformfeindlichkeit beschrieben hatte, erholt zu haben. Im letzten Jahrzehnt des
20. Jahrhunderts erlebt das Land eine Phase der intensivierten
politischen Umgestaltung. Die zahlreichen Reformaktivitäten verschonen kaum
einen Bereich des politischen Lebens. Besonders zahlreich sind Reformen in den
Gemeinden, die den Untersuchungsgegenstand dieses Forschungsvorhabens bilden
sollen.
Reformprozesse sind
„intendierte Prozesse institutionellen
Wandels“. Im Unterschied zum inkrementalistischen Wandel politischer
Institutionen haben Reformen einen Anfang und in der Regel auch ein Ende und
verfolgen explizite Ziele, so dass nach den Auslösern dieser Reformen, sowie
nach Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren gefragt werden kann. Erfolg wird jedoch
nicht als das Erzielen der durch die Reform angestrebten Leistungssteigerung (outcome)
bezeichnet, sondern beschränkt sich auf die angestrebte Veränderung der
politischen Institution. Weiter ist davon auszugehen, dass je nach Art des
Reformprojektes andere Auslöser von Bedeutung sind und andere Faktoren den
Erfolg begünstigen.
Die
Sozialwissenschaften kennen zahlreiche und teilweise widersprüchliche Theorien
(vgl. unten), welche Entstehung und Erfolg von Reformen zu erklären versuchen.
Das Projekt ist darauf angelegt, diese Theorien einer empirischen Überprüfung zu unterziehen und somit einen Beitrag zum
besseren Verständnis des institutionellen Wandels und der Theoriebildung zu liefern.
Empirische Basis
bilden rund 300 ausgewählte
Reformprojekte, die in den letzten 10 Jahren in den Schweizer Gemeinden
unternommen wurden. Diese Reformprojekte wurden bereits in einem vorangehenden
Forschungsprojekt identifiziert. Sie decken eine breite Palette institutioneller
Veränderungen ab und reichen von einer Verkleinerung der Exekutive bis hin zur
Zusammenlegung von Gemeinden.
Wann
kommt es zu Reformen?
Ohne dass direkt auf
den Begriff „Reform“ Bezug genommen wird, finden sich in der Literatur eine
Vielzahl von Ansätzen, welche institutionellen Wandel zu erklären versuchen
respektive die Wandlungsfähigkeit sozialer und politischer Systeme
thematisieren. Es kann dabei zwischen Systemtheorien
und Akteurtheorien sowie zwischen
Theorien, welche den politischen Systemen eine gewisse Reformfähigkeit attestieren und solchen, die Reformen eher blockieren, unterschieden werden (vgl. dazu Wagschal
1999: 225: ff.):
·
Zu den Systemtheorien,
welche hinsichtlich der Wandlungsfähigkeit politischer Institutionen
optimistisch eingestellt sind, gehören die kybernetische Systemtheorie
(Easton), die Systemkonkurrenztheorie, bei welcher der Wettbewerb zwischen zwei
politischen Systemen zu kontinuierlichen Verbesserungen führt, sowie
Systemzusammenbruchstheorien, welche von einer Wandlungsfähigkeit in Zeiten
starker sozialer Spannungen ausgehen.
·
Weniger reformoptimistisch
sind die Autopoiesis-Theorie von Luhmann, Chaostheorien (Landfried 1996), die
These der Policy Inheritance (Rose/Davies 1994) oder Globalisierungsthesen, die
vor allem den Verlust staatlicher Steuerungskapazitäten betonen (andere sehen
demgegenüber in der Globalisierung auch eine Chance zur Reform politischer
Institutionen).
·
Zu den Akteurtheorien,
welche von den Möglichkeiten einer Reform der politischen Institutionen
ausgehen, gehören beispielsweise Elite-Theorien („Männer machen
Geschichte“), Parteidifferenztheorien („Parties matter“, Schmidt 1996) und
Public Choice-Theorien (Ostrom 1991).
·
Wohl eher reformfeindliche
Akteurtheorien finden sich beim Korporatismus und der Konkordanz, bei der
Politikverflechtung von Scharpf oder bei der Theorie des Veto-Spielers (Tsebelis
1995).
Die grundlegende
Fragestellung, die vor allem auch in einer entwicklungstheoretischen Perspektive
interessiert, ist, ob Reformen ein Produkt der sozialen Desintegration oder ein
Produkt der sozialen Integration sind. Je nachdem treten Reformen zu
unterschiedlichen Zeitpunkten und in unterschiedlichen Situationen auf:
Gestaltungs- und die
Systemzusammenbruchsthesen konkurrenzieren sich gegenseitig. Gehen erstere davon
aus, dass Reformen nur dann stattfinden, wenn noch genügend Handlungsspielraum
vorhanden ist, basieren letztere im Prinzip auf der Annahme, dass Reformen dann
stattfinden, wenn es nicht mehr anders geht.
Auf der Basis der
zahlreichen Reformen in den Gemeinden und den Angaben zu den sozialen und
politischen Verhältnissen in den Gemeinden wird es möglich werden, die
einzelnen Theorien einer empirischen Überprüfung zu unterziehen.
Erfolg
der Reformen
Im Rahmen der hier
skizzierten Vorgehensweise wird es nicht möglich sein, den Erfolg einer Reform
im Sinne der intendierten Leistungsverbesserung (outcome) zu erheben. Hierbei würde
sich nicht nur das Problem stellen, dass eine längerfristigere Zeitperspektive
nötig wäre, sondern auch die Frage der kausalen Zuweisung der Effekte wäre
methodisch nicht einfach zu bewältigen. Wir beschränken uns deshalb darauf,
den Erfolg eines Reformprojektes als Realisierung der angestrebten
institutionellen Veränderung zu definieren. Dabei mag es sich als sinnvoll
erweisen, zwischen Misserfolg, Teilerfolg und Erfolg zu unterscheiden.
Ob Reformen zum Ziel
kommen und damit erfolgreich sind, hängt - zumindest in einer Akteurperspektive
- nicht nur von der Ausgangslage ab, sondern auch von der Art und Weise wie das
Reformprojekt angepackt und realisiert worden ist. Es ist anzunehmen, dass ein
Reformvorhaben in einer Gemeinde zum Erfolg führt und in anderen vergleichbaren
Gemeinden nicht. Die Gründe dafür liegen im „Reformmanagement“. Neben
„objektiven“ Erfolgs- respektive Misserfolgsfaktoren gibt es projektbegünstigende
Vorgehensweisen. Die Betriebswirtschaftslehre liefert hier mit den Begriffen
Projektmanagement und Change Management Erklärungshilfen. Wo immer möglich,
sollen auch solche Ansätze mitberücksichtigt werden. Nicht zuletzt deshalb,
weil für die Praxis von grossem Interesse ist, welche „individuellen“
Fehler bei der Lancierung eines Reformprojektes vermieden werden können.
Eine
Typologie von Reformen
Es ist davon
auszugehen, dass nicht alle Reformprojekte mit denselben Variablen erklärt
werden können. Je nach Art der Reform kann die Erklärungskraft der einzelnen
Theorien variieren. Möglicherweise finden gewisse Reformen vor allem in
Krisensituationen statt und andere nicht. Eine weitere Differenzierung, welche
der Analyse zugrunde gelegt werden muss, betrifft also die Reformen selbst, wie
sie in Abschnitt 2.1 dargestellt wurden. Eine mögliche Klassifizierung von
Reformen liefert etwa Germann (1996: 173 ff.), der 5 Reformbereiche
unterscheidet:
·
Territorialreformen
(Neubestimmung der Kantonsgrenzen, Gemeindefusionen, Bildung von Regionen)
·
Funktionalreformen
(Aufgabenteilung Bund/Kantone und Kanton/Gemeinden, Reorganisation der
Ministerien, Regierungsreformen, Privatisierung, Schaffung von para-staatlichen
Institutionen, Entwicklung von Planungs- und Evaluationssystemen)
·
Verwaltungsreformen
(Abschaffung des Beamtenstatus, Einführung des Leistungslohns)
·
Finanzreformen (Neues
Rechnungsmodell, Finanzplanung, neue Budgetierung)
·
Managementreformen
(Inspiration durch Managementformen aus der Privatwirtschaft, Rationierung der
Ressourcen, Effizienzsteigerung).
Ganz ähnlich
unterscheiden auch Dente/Kjellberg (1988: 178) vier Gruppen von Reformen:
Reformen, welche die Zahl der lokalen Einheiten tangieren, Reformen, welche die
Organisation des politisch-administrativen Systems betreffen, Finanzreformen und
funktionale/prozedurale Reformen.
Es wird letztlich
eine empirisch zu überprüfende Frage sein, welche Typologie von Reformen sich
im Hinblick auf den Erklärungsgehalt der einzelnen Variablen als brauchbar
erweist, oder ob jedes Reformprojekt für sich behandelt werden muss.
Methodisches
Vorgehen
Das Forschungsprojekt
baut auf den Vorarbeiten des vorangehenden Forschungsprojekts
„Gemeindereformen zwischen Handlungsfähigkeit und Legitimation“ auf. Im
Verlauf dieses Projektes wurde mit Hilfe einer gesamtschweizerischen Befragung
(2914 Gemeinden, Rücklauf: 85%) eine „Ökologie
der Reformtätigkeit“ in den Gemeinden erstellt. Insgesamt dürften in den
letzten 10 Jahren in den Schweizer Gemeinden rund 1000 Reformprojekte, welche
die politischen Institutionen betreffen, durchgeführt worden sein. Tabelle 1 zeigt eine Auswahl von Projekten, die für uns von
besonderem Interesse sind. Aufgrund dieser Projekte haben wir erste
Anhaltspunkte, wo es zu welchen Reformen kommt. Die Analysemöglichkeiten beschränken
sich jedoch auf Aggregatsdaten-Niveau, so dass ein „ökologischer
Fehlschlusses“ nicht ausgeschlossen werden kann. Zudem fehlen genauere Angaben
über den Verlauf der einzelnen Reformprojekte.
Im Verlauf der
letzten Jahre hat das Institut für Organisation und Personal zusammen mit dem
Institut für Politikwissenschaft mit eigenen Mitteln begonnen, eine Datenbank mit Reformprojekten anzulegen (http://www.gemeindereformen.unibe.ch).
Diese Datenbank bildet zusammen mit den Gemeindedaten aus der
Gemeindeschreiberbefragung (sowie früheren Befragungsdaten, Volkszählungsdaten
und Daten über Wahlen und Abstimmungen) die Grundlage für das vorliegende
Forschungsgesuch.
Die Grundgesamtheit
der Reformprojekte wird gebildet durch die in der Gemeindeschreiberbefragung
identifizierten Forschungsprojekte. Da sich an dieser Befragung rund 85 Prozent
der Gemeinden beteiligt haben, dürfte dieses Inventar der Reformtätigkeit
ziemlich vollständig sein und es werden nur noch vereinzelt neue Projekte dazu
kommen. Ausgehend von dieser Grundgesamtheit soll eine möglichst grosse und
charakteristische Auswahl von Reformprojekten getroffen werden, die dann genauer
untersucht wird. Vorgesehen sind rund 300
Projekte, wobei diese Zahl durchaus noch erhöht werden kann. Zielgrösse
pro Reformtyp sind rund 30 Projekte. Letztlich entscheiden die Unterschiede und
Gemeinsamkeiten innerhalb eines Reformtypen darüber, wie viele Projekte
untersucht werden müssen. Besonders wichtig ist, dass auch die erfolglosen
Reformvorhaben berücksichtigt werden können.
Tabelle: 1
Provisorische Grundgesamtheit auf der Basis der
Gemeindeschreiberbefragung 1998
Reformtyp |
mit Erfolg durchgeführt |
erfolglose Versuche |
Reform
der politischen Institutionen im engeren Sinne |
|
|
Vergrösserung Gemeindeexekutive |
93 |
19 |
Verkleinerung Gemeindeexekutive |
168 |
55 |
Einführung Gemeindeparlament |
22 |
16 |
Abschaffung Gemeindeparlament |
15 |
6 |
Prozeduralreformen |
|
|
Änderung Wahlverfahren Gemeindeexekutive Majorz -> Proporz |
44 |
6 |
Änderung Wahlverfahren Gemeindeexekutive Proporz -> Majorz |
23 |
7 |
Managementrefomen/politische
Steuerung |
|
|
NPM im engeren Sinne (Produktedefinitionen) |
106 |
|
Territorialreformen |
|
|
Gemeinde hat konkrete Fusionspläne |
190 |
|
Gemeinde ist aus einer Fusion entstanden |
73 |
|
|
|
|
Total |
734 |
109 |
In einem ersten
Schritt (Phase I) wird in Zusammenarbeit mit den anderen Teilprojekten des
Verbundes ein Analyse-Raster
erstellt: Das Analyse-Raster wird anhand von Fall-Studien, die teilweise bereits
im vorangehenden Projekt durchgeführt wurden, überprüft und verfeinert. Das
Raster, dem die einzelnen Variablen zugeordnet sind, erstreckt sich über
folgende Themenbereiche:
·
Ausgangslage (finanzielle,
politische usw. Verhältnisse der Gemeinde)
·
Konkrete Ziele (Was soll verändert
werden?)
·
Gesellschafts- und
staatspolitische Wertvorstellungen (Welche Leitbilder liegen den
Reformbestrebungen zugrunde?)
·
Promotoren/Träger/Rollen
(Macht-, Fach- und Prozesspromotoren. Z. B. Parteien, Behörden,
Verwaltungsmitarbeiter usw.)
·
Veränderungsstrategie
·
Organisation des Projektes
(Wer wird einbezogen? Externe Unterstützung, Projektorganisation)
·
Ablauf des Projektes (Dauer,
Phasen, Meilensteine, Probleme)
·
Erfolg (Wurden die
gesteckten Ziele erreicht?)
Gleichzeitig werden
die bestehenden Gemeinde-Daten
aufbereitet, so dass eine direkte Verknüpfung mit den Reformprojektdaten möglich
wird, und es wird eine Typologie von Reformprojekten erstellt. In diese Zeit fällt
auch das Schaffen einer Schnittstelle zum „Swiss Data-Ware-House for Institutional Change“ (vgl.
Rahmenskizze).
In der zweiten Phase
(Phase II) wird das Analyse-Raster auf die bereits identifizierten
Reformprojekte angewandt. Diese Codierung
der einzelnen Reformprojekte ist verhältnismässig zeitaufwendig, da konkrete
Nachforschungen (Gespräche und Dokumentenanalysen) notwendig werden.
Die dritte Projekthälfte
(Phase III) konzentriert sich auf die Darstellung der Ergebnisse und die Überprüfung der Hypothesen bezüglich Auslöser, Ausbreitung in
Raum und Zeit, Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren.
2.4
Zeitplan für das
Forschungsprojekt
Ein erstes
Zwischenziel des Forschungsprojektes ist das Erstellen des Analyse-Rasters. In dieser Phase ist eine intensive Zusammenarbeit
mit den anderen Verbundprojekten vorgesehen. Das Analyseraster wird zudem anhand
von konkreten Reformprojekten erarbeitet. Ende August 2000 soll ein
Analyse-Raster vorliegen, welches eine erste Test-Codierung ermöglicht. Danach
wird per Ende Oktober 2000 ein definitives Raster erstellt.
Das zweite
Zwischenziel wird mit dem Abschluss der Codierung
der Reformprojekte erreicht. Die Codierung der Projekte sollte bis Ende
September 2001 abgeschlossen sein. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen zudem auch sämtliche
Gemeindedaten vorliegen und die Verknüpfung zwischen Projektdatenbank und
Gemeindedatenbank gewährleistet sein.
Die restliche Zeit
bis Projektende wird für die Analyse und
Verbreitung der Ergebnisse verwendet. Es soll ein Schlussbericht erstellt
werden. Weiter sind die üblichen Publikationen in Fachzeitschriften geplant.
Zeit |
2000 |
2001 |
2002 |
|||||||
Phasen |
1/00 |
2/00 |
3/00 |
4/00 |
1/01 |
2/01 |
3/01 |
4/01 |
1/02 |
2/02 |
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Phase I: Erstellen des
Analyse-Rasters |
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Phase II: Codierung der
Reformprojekte |
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Phase III: Überprüfung
der Hypothesen/Schlussbericht |
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3
Implementationsplan
3.1
Bisher erreichte Resultate im
Bereich des Wissenstransfers
Sowohl die
grundlegenden Erkenntnisse zu den politischen Gemeinden wie auch konkretere,
umsetzungsorientierte Ergebnisse stossen in der Regel auf grosses Interesse.
Bereits im vorangehenden Projekt hatten die Projektmitarbeiter zahlreiche
Gelegenheiten, an Vorträgen, in Zeitungen und Zeitschriften sowie im Rahmen von
Kommissionen theoretische und empirische Ergebnisse zur Diskussion zu stellen.
Besonders zu erwähnen gilt es den Zwischenbericht einer kleineren Befragung bei
den Kantonen (Ladner/Steiner 1998), der einen grossen Absatz gefunden hat, das
Gutachten über Gemeindefusionen für den Kanton Schaffhausen (Friederich et al.
1998) sowie die Expertentätigkeit im Rahmen der Reformprojekte „Luzern 99“
des Kantons Luzern (Reto Steiner) und „Gemeindereformen“ im Kanton Bern
(Andreas Ladner).
Neben der
praxisorientierten Umsetzung wird auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung
gepflegt. So wird Ende 1999 ein französischsprachiges Buch über die Ergebnisse
aus dem vorangehenden Verbund erscheinen, in dem zwei Beiträge aus dem Projekt
„Gemeindereformen“ stammen. Und auf das Jahr 2000 ist die Publikation eines
weiteren Buches im Haupt-Verlag geplant. Wichtig ist
zudem der Kontakt mit Forschern aus anderen Ländern. Engere Kontakte bestehen
zu dem von Lawrence Rose et al. im Rahmen des ECPR initiierten
Forschungsprojekts „Size and local democracy in Europe“. Ein erstes Treffen
mit dem Projektteam hat vom 9.-11.7.99 in Oslo stattgefunden. Es ist vorgesehen,
dass der Gesuchsteller zusammen mit Reto Steiner den Fall Schweiz bearbeiten
wird. Engere Kontakte bestehen auch zu Prof. Reinbert Schauer von der Universität
Linz.
3.2
Geplante Aktivitäten
In einem ersten Schritt wird es darum gehen, die Reformprojekt-Datenbank zu erstellen. Diese Datenbank beinhaltet nicht nur einen Teil des empirischen Grundlagenmaterials, sondern bietet auch eine ausgezeichnete Schnittstelle zu interessierten Kreisen. Geplant ist die Schaffung eines möglichst grossen Bekanntheitsgrades bei kommunalen und kantonalen Stellen, welche sich für die von uns untersuchten Reformprojekte interessieren. Die geschieht über bereits bestehende Direktkontakte, über fachspezifische Medien sowie über die Tagespresse. Ziel einer möglichst frühen und breiten Information der Öffentlichkeit ist es, Rückmeldungen über Reformaktivitäten zu erhalten, um damit die Daten ergänzen und verbessern zu können.
Durch die Lehrtätigkeit an der Universität Bern sowie durch die Organisation von Weiterbildungsveranstaltungen (der Hauptgesuchsteller ist Leiter eines entsprechenden Weiterbildungsprogrammes) ergeben sich Möglichkeiten, die Erkenntnisse des Projektes in die Lehre einfliessen zu lassen.
Geplant ist schliesslich auch die Teilnahme an nationalen und internationalen Fachtagungen und Konferenzen. Hier dürfte vor allem die empirische Überprüfung der theoriegeleiteten Fragestellungen auf grosses Interesse stossen.
4 Bedeutung des geplanten Projekts
4.1
Wissenschaftliche Bedeutung
Was die Bedeutung des
Projektes innerhalb des Forschungsverbundes anbelangt, so wird die Federführung
für das Erstellen der Reformprojekt-Datenbank übernommen, wobei auch die
Ergebnisse aus den anderen Projekten - insbesondere bezüglich der kantonalen
Projekte - in die Datenbank einfliessen. Zudem trägt das Teilprojekt die
Verantwortung, was die Codierung der einzelnen Reformprojekte anbelangt. Dies
hat in enger Zusammenarbeit mit den anderen Projekten zu geschehen. Das Projekt
übernimmt zudem die Aufbereitung der für die Analyse relevanten Gemeindedaten.
Letztlich ist dieses Teilprojekt auch massgeblich für die Erstellung des
„Swiss Data Ware House for Institutional Change“ verantwortlich. Die
Koordination wird dadurch vereinfacht, dass der Hauptgesuchsteller zugleich auch
Leiter des gesamten Forschungsverbundes ist.
Zumindest
in vierfacher Hinsicht ist das Projekt von wissenschaftlicher
Bedeutung. Es liefert einen empirischen Beitrag zur Erforschung der Ursachen
des Institutionenwandels und ermöglicht so die konkrete Überprüfung
theoretischer Konzepte, was die Auslöser, den Verlauf und den Erfolg von
Reformprojekten anbelangt. Es liefert ein Anschauungsbeispiel dafür, wie mit
subnationalen Einheiten vergleichende Analysen durchgeführt werden können. Es
trägt drittens zur Schaffung eines Data Ware House bei, welches letztlich ein
Monitoring des institutionellen Wandels ermöglichen soll. Und es rückt
viertens Reformprojekte in den Mittelpunkt sozialwissenschaftlicher Analyse
(„Soziologie der Reformen“).
4.2
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung
Durch die
Orientierung an konkreten Reformprojekten und mit der Erstellung des „Swiss
Data-Ware-House for Institutional Change“ dürfte das Forschungsvorhaben für
die Praxis von grosser Attraktivität sein. Die Verantwortlichen in den
Gemeinden und den entsprechenden Ämtern in den Kantonen erfahren nicht nur, wo
bereits entsprechende Reformanstrengungen unternommen wurden, sondern sie sehen
auch, unter welchen Umständen Reformprojekte eher erfolgreich sind und welche
Fehler es allenfalls zu vermeiden gilt.
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